Der Zauber von physischen Tonträgern – ein Nein zu Spotify und Co.

CD-Sammlung

Kennt ihr das Gefühl? Das Gefühl, wenn eine der zahlreichen  Lieblingsband eine neue CD herausbringt und wenn man es kaum erwarten kann, das natürlich bereits Wochen im Voraus vorbestellte Album endlich auszupacken. Der Moment, in dem man endlich die Folie gelöst hat und das Booklet in den Händen hält und mit zittrigen Fingern durchblättert. Sind die Texte drin? Schöne Fotos? Und, sofern man die Band noch nicht so gut kennt: Wie sehen die Typen überhaupt aus?

Ich habe viele solcher Momente. So viele, dass ich im vergangenen Jahr meinen CD-Schrank aufstocken musste. Platz für viele Scheiben habe ich in dem Anbau allerdings nicht mehr. Umso erschreckender für mich, wenn ich höre, dass es Mensche gibt, die keinen CD-Schrank haben. Ja, gar keine CDs. Die nur MP3s hören. Digital. Na klar. Der Song bleibt der gleiche. Und es ist auch ohne Frage die gleiche Band. Ich allerdings kann mit MP3s nichts anfangen.

Und das hat nichts damit zu tun, dass ich genau in jener Zeit groß geworden bin, in der die CD an Popularität gewann und die Kassette ablöste. Jene Kassette, die irgendwann – und das musste so sein, irgendwie war es Gesetz – ausgerechnet während des Lieblingsliedes Bandsalat im Rekorder verursachte und man dann stundenlang mit Schraubenzieher und Pinzette das Band aus dem Gerät fuddelte, in der Hoffnung, dass nichts kaputt gegangen sei. Denn auch aus meiner Generation besitzen heute Viele nur noch digitale Musik.

Für mich ist das ein absolutes No-Go. Denn: Musik ist für mich ein Gesamtkunstwerk. Text, Bild, Musik und Booklet gehen eine Symbiose ein und verbinden sich zu einem einzigen stimmigen Bild. Musik, das sind für mich Emotionen, denn Musik bestimmt mein Leben. Beruflich wie privat. Wenn ich nicht gerade über ein tolles Konzert schreibe oder gerade eine Platte rezensiere, dann bin ich privat irgendwo unterwegs. Auf einem Konzert, einem Festival. Gerne auch mehrere Tage hintereinander. Meine Musik möchte ich daher nicht auf eine Festplatte gebannt wissen oder auf einen winzig kleinen mobilen MP3-Player. Oder gar auf mein Handy.

Zusätzlich zu dem Gesamtbild habe ich damit ein anderes Problem. Denn in Sachen digitaler Musik gibt es mittlerweile Angebote – von illegalen Downloads mal abgesehen, die ich nicht unterstützen kann. Klar, es ist besser, bei Anbietern wie Spotify Musik zu kaufen als gar nicht. Aber: Die Künstler verdienen damit so wenig, dass jeder es boykottieren sollte, für den Musik ein wichtiger Teil seines Lebens ist. Recherchen des Hessischen Rundfunks zufolge bekommt ein Künstler im besten Fall nur 0,00164 Euro pro Stream, heißt es auf Wikipedia. Zum Vergleich: Verkauft ein Künstler ein Album mit 13 Songs auf CD, bleiben ihm im besten Fall rund 3 Euro.Wird es gestreamt, sind es rund 0,02 Euro. Wie viele Streams es braucht, damit ein Künstler seinen Lebensunterhalt einigermaßen bestreiten kann, muss ich nicht vorrechnen. Klar – auch mit CDs werden die Musiker nicht reich. Geld verdienen sie schon lange mit Konzerten und mit Merchandise-Artikeln.

Soll heißen: Wenn Euch Eure Lieblingsmusiker was wert sind, dann kauft ihre Platten. Geht auf Konzerte, holt Euch ein T-Shirt. Ich bin freie Journalistin. Unser Berufsstand ist in vielen Dingen mit dem des Musikers vergleichbar. Vor allem stehen wir vor demselben Problem: Die Menschen wollen das von uns Geschaffene konsumieren, aber möglichst wenig Geld dafür ausgeben. Das ist ein Widerspruch, denn in unseren Werken steckt oft stunden-, tage-, ja, monatelange Arbeit. Ich persönlich  trete für angemessene Honorare für Journalisten ein. Und schon allein deshalb nutze ich keine Dienste wie Spotify. Weil es ein Hohn wäre, für mich selbst etwas zu fordern, das ich anderen aberkenne.

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